Wandel-Wahnsinn auf dem Arbeitsmarkt

„Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die Einen Schutzmauern, die Anderen bauen Windmühlen.“ Chinesische Weisheit

Gehören Sie zu den „Einen“, die sich vor Veränderungen schützen und den Wandel am Markt ignorieren? Oder zu den „Anderen“, die den Wind für Antrieb und Fortschritt nutzen? Wandel ist eine dauerhafte Konstante, mit der sich Unternehmen und Arbeitgeber auseinandersetzen müssen, um die eigene Position am Markt weiterzuentwickeln, zu festigen oder gar auszubauen. Wandel ist für die „Einen“ mit Vorbehalten und Ängsten verknüpft und für die „Anderen“ mit Innovation und Aufbruch. Der Wandel auf dem Arbeitsmarkt bedingt durch die negative demografische Entwicklung, den technologischen Fortschritt u.a. durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz, die Veränderungen im Beschäftigungsverhältnis, den Zuwachs ausländischer Arbeitskräfte und die rechtlichen Vorgaben (z.B. Arbeitszeiterfassung, Anhebung des Mindestlohns, Einführung einer 4-Tage-Woche) ist unaufhaltsam und stellt Arbeitgeber immer wieder vor neue Herausforderungen.

Trotz einer Rekordbeschäftigung von 46 Mio. Erwerbstätigen und 2,6 Mio. Arbeitslosen, bleiben 2 Mio. Stellen offen.[1] Es scheint paradox, dass händeringend allerorten Personal gesucht wird, obwohl die Beschäftigung ein Rekordniveau erreicht hat. Paradox erscheinen die Personalengpässe auch angesichts der Tatsache, dass sich die Wirtschaft rezessiv entwickelt und immer noch mehr als 2,6 Millionen Menschen arbeitslos sind. Das Personaldilemma wird dadurch verschärft, dass die Zahl der Menschen, die dem Arbeitsmarkt grundsätzlich zur Verfügung stehen, jedes Jahr alterungsbedingt um bis zu 400.000 Personen schrumpft – wenn es nicht gelingt, dies durch Zuwanderung und steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren auszugleichen. Zusätzlich gibt es das Dilemma, dass die offenen Stellen in vielen Fällen nicht zu denjenigen Personen passen, die arbeiten können und wollen. Ursachen dafür sind u.a., dass Arbeitssuchende und Arbeitsplätze sich nicht am gleichen Ort befinden, dass Qualifikationen oder Berufswünsche nicht zu den offenen Stellen passen, dass Arbeitsbedingungen und Entlohnung der offenen Stellen nicht attraktiv genug sind und dass Arbeitssuchende und Betriebe aufgrund fehlender Markttransparenz nicht zusammenkommen.

Trotz aller Unwegsamkeit und Hindernisse lohnt sich Wandel. Es wird allerdings nicht nur den einen Königsweg geben, der aus dem Dilemma herausführen wird. Eine mehrgleisige Strategie wird notwendig sind, um sich als attraktiver Arbeitergeber zu positionieren, abzuheben und auf sich aufmerksam zu machen. Unter den circa 3,6 Mio. Unternehmen in Deutschland kann man schon mal übersehen werden – insbesondere von potenziellen Arbeitssuchenden. Sichtbarkeit als Arbeitgeber ist eine Schlüsselkomponente, um keine oder zumindest weniger offene Stellen zu verzeichnen als die Mitbewerber. Weitere Kompetenten in der mehrgleisigen Strategie sind gute und flexible Arbeitsbedingungen, faire Entlohnung, Weiterentwicklung von Qualifikationen, transparente Kommunikation, Zusammenarbeit, Diversität und Chancengleichheit u.v.m.. Die aufgelisteten Punkte sind keine Neuheiten, sondern lange bekannt. Auf dem Arbeitsmarkt ist es bereits 10 nach 12! Es ist Zeit anzufangen. Anzufangen, Maßnahmen zu entwickeln, die Arbeitgeber authentisch nach innen und außen vertreten, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Zu viele Unternehmen verstecken sich in ihrer Rolle als Arbeitgeber noch immer hinter den hochgezogenen Mauern, um darauf zu warten, dass sich die Bedingungen zu ihren Gunsten verbessern. Die Bedingungen wandeln sich, doch die Mauer muss selbst durchbrochen werden, damit es besser wird.

[1] IAB-Forum, 2023

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